Zum fünfjährigen Jubiläum kehren die Science
Busters mit neuem Buch und neuer Show zurück in den Rabenhof. Im
Interview erzählen die beiden Physiker Werner Gruber und Heinz
Oberhummer und ihre „Kupplung zur Wirklichkeit“, der Kabarettist Martin
Puntigam von den letzten fünf Jahren im Kampf gegen Esoterik und
Irrglauben.
| BILD: Ingo Pertramer |
Im Zeitraum zwischen 2001 und 2011 stieg die Anzahl der
Studienanfänger in den Naturwissenschaften um 9%, die der
Studienanfängerinnen um 13%. Damit stieg auch der Anteil der Frauen auf
44%. Lässt sich das auf das mittlerweile 5-jährige Wirken der
"schärfsten Science Boy-Group der Milchstraße" zurückführen?
Puntigam: Ja. Und das ist natürlich ausschließlich unser
Verdienst. Das muss man schon sagen. Aber das kann man nur als
Zwischenresultat nehmen. Wir gehen schon davon aus, dass das alles noch
wesentlich weiter steigen wird.
Oberhummer: Also das freut mich sehr, das zu hören, denn ich
habe jahrelang, also jahrzehntelang versucht den Anteil der Studentinnen
an der TU Wien zu erhöhen.
Puntigam: Und kaum ist er emeritiert, schon steigt der Anteil.
Oberhummer: Ja, weil ich jetzt endlich Zeit habe,
Naturwissenschaften auf populäre Art und Weise den Schülerinnen und
Schülern näher zu bringen. Es freut mich also sehr, dass der Anteil
gestiegen ist. Bei uns es war es ja so, dass die Studentinnen noch
wirklich ein schönes Leben hatten – die waren ein seltenes Ereignis auf
der TU und sind nach Strich und Faden von den Studenten verwöhnt worden.
Da haben die Studenten den Kaffee gekocht.
Puntigam: Das ist die Sicht der Dinge der Studenten. Die
Studentinnen haben sich wahrscheinlich bedrängt und eingeengt gefühlt.
Hat aber auch damit zu tun, dass sobald eine Frau auf der TU aufgetaucht
ist, zwanzig Physikstudenten auf sie zugesprungen sind, um sie zu
bedienen. Natürlich bleiben die Frauen da weg.
Oberhummer: Da muss man aber jetzt schon sagen, die
Studentinnen die ich hatte, waren wirklich sehr gut. Die hatten in
kürzester Zeit das Studium absolviert …
Puntigam: Damit sie wegkommen.
Oberhummer: ... und haben dann auch Karriere gemacht.
Was hat sich in den letzten fünf Jahren Science Busters verändert?
Gruber: Um mich auch gleich einzubringen: der Kontostand.
Herr Gruber, Sie haben ja selber mal gesagt, bei den Science
Busters geht's vor allem um Geld und schnellen Sex. Ist das noch
aufrecht?
Gruber: Naja, natürlich wird man älter und sagt sich, es geht
nicht nur um schnellen, sondern auch um guten Sex. Und dann kommt
natürlich auch irgendwann mal die Moral und man stellt fest: ok, jetzt
hab ich mich ausgetobt. Nein, ich glaub in den letzten fünf Jahren hat
sich schon sehr viel verändert: Dramaturgie, Webauftritt, usw. Aber die Main-Message ist unverändert: Physik ist geil. Das ist forever.
Oberhummer: Für mich hat sich sehr viel geändert. Ich war ja
früher Universitätslehrer und das jetzt ist eine andere Welt für mich.
Was natürlich total schön ist, dass man in der Pension nochmal was ganz
anderes machen kann. Das war natürlich auch eine Umstellung, auf der Uni
hab ich auch Vorlesungen gehalten, aber im Endeffekt war es gar nicht
so wichtig wie gut ich das mache, weil die Studenten ja etwas von mir
wollten. Nämlich ein Prüfungszeugnis. Jetzt im Theater ist es so, dass
die Leute Eintritt bezahlt haben und auch wiederkommen sollen. Das ist
eine ganz andere Welt. Das ist irgendwie doch intensiver auch
anstrengender als weil man den Zuhörerinnen und Zuhörern doch etwas
bieten muss.
Gruber: Da muss ich gleich ein bisschen widersprechen.
Tatsache ist, dass gerade die Universitäten eine extrem wichtige Arbeit
leisten: zukünftige Generationen gut auszubilden. Da haben wir leider
massive Mängel und Schwächen. So betrachtet, seh ich jetzt nicht den
großen Unterschied zwischen Science Busters und universitären
Vorlesungen. Denn auch bei universitären Vorlesungen muss ich mich
bemühen, zumindest, wenn ich redlich und ehrlich mein Geld verdienen
will, das bestmöglich vorzubereiten.
Oberhummer: Das Problem ist aber auch, so wie Werner schon
gesagt hat, dass für eine Universität die Forschung viel wichtiger ist
als die Lehre. Also man wird Dozent oder Professor nur dann, wenn man
gute Forschung betreibt. Das ist natürlich bei den Science Busters nicht
der Fall. Da ist es das Hauptanliegen, Naturwissenschaften interessant
und spannend zu bringen.
Puntigam: Also ich bin da nicht so eingestiegen der Welt
Physik beizubringen, aber wenn ich infiziert worden bin, durch ein
gewisses Anliegen oder eine Art Botschaft, dann ist es mitzuteilen, was
Wissenschaft eigentlich ist. Denn wenn man das einmal akzeptiert oder
begriffen hat, was das ist dann tut man sich ein bisschen schwerer sich
jeden Schas einreden zu lassen.
Der Kampf gegen Esoterik und Pseudowissenschaften ist als noch immer ein Hauptanliegen. Wie kam es dazu?
Puntigam: Also das mit Esoterik ist einfach eher so passiert, weil dieses Elend nicht und nicht verschwindet. Als vor 20, 30 Jahren New Age
das erste Mal nach Europa gekommen ist, hab ich mir als junger Mensch
gedacht: Das ist so doof, das verschwindet von selber wieder. Was aber
ein grundlegender Irrtum war, denn das ist mittlerweile ein ganz
bedeutender Wirtschaftszweig. In Deutschland ist es ja noch schlimmer
als in Österreich. Da sitzen Menschen, die diesen Humbug glauben, in
gesetzgebenden Gremien. Ich hab den Eindruck, das wird immer mehr oder
immer stärker. Ich bin nicht der einzige im Freundeskreis der erzählt,
er habe wiederum Bekannte, die eigentlich alle Tassen im Schrank haben,
aber Homöopathie toll finden. Da kriegen wir auch immer wieder Fragen und wir merken das auch im Publikum, dass die Menschen da unsicher sind.
Gruber: Ich glaub Martin, du hast ja da von Heinz und mir auch
Einiges über Wissenschaft gelernt, also darüber wie Wissenschaft
funktioniert. Also dass als Erklärung nicht reicht, dass es wirkt, weil
es da ist. Es muss ja auch eine Theorie dazu geben. Das versuchen wir
auch der Bevölkerung näher zu bringen: Schaut's her, es muss ein
Experiment geben. Wir verlangen zum Beispiel bei der Homöopathie einfach
nur einen Wirknachweis. Und nur weil bei einer Person einmal etwas
funktioniert hat, heißt das nicht dass das bei anderen Personen oder
Erkrankungen auch funktioniert.
Puntigam: Also das was Werner Gruber gesagt hat, war mir auch
lange nicht bewusst, erlebe ich aber auch immer wieder wenn wir wo
hinkommen. Nämlich, dass Naturgesetze keine Meinung sind, also das
Wissenschaft keine Neigungsgruppe, sondern ein Methode ist, das ist
weitgehend unbekannt. Natürlich sind Wissenschafterinnen und
Wissenschafter auch Menschen und agieren im Rahmen ihrer Prägungen und
ihres sozialen Umfeldes. Aber trotzdem gibt es Parameter, die man
nachprüfen kann, und nach denen die arbeiten müssen, und die in New
York, London, Kalkutta und in Wien genau gleich sind, damit die Leute
zusammenarbeiten können.
Oberhummer: Eigentlich wäre es die Aufgabe der Wissenschaften,
also der Universitäten, Esoterik und Pseudowissenschaften zu
widerlegen, die machen aber mit wenigen persönlichen Ausnahmen einfach
nichts. Insofern seh ich es schon auch als Aufgabe der Science Busters,
das zu übernehmen und aufklärerisch zu wirken, um in der breiten
Bevölkerung zumindest einen gewissen Widerstand gegen diesen
esoterischen Wahnsinn zu verankern. Warum die Universitäten oder die ÖAW
nichts dagegen machen, liegt wohl daran, dass es eben keine
Wissenschaft ist und sie sich daher auch nicht damit beschäftigen. Aber
sie vergessen, dass sich ein Großteil der Leute damit beschäftigt und
auch aufgeklärt werden will.
Puntigam: Es hat auch ganz handfeste Auswirkungen. Es kommt der 21. Dezember,
also der Weltuntergang mit Ansage, allein wo man sich denkt, ich bin 43
Jahre – wie viele Weltuntergänge da schon hätten stattfinden sollen.
Seit ein paar Jahren haben wir ja eine Weltwirtschaftskrise. Die Leute
sind an sich verunsichert, und wenn man dann dazu neigt sich gerne etwas
zu fürchten, dann findet das natürlich einen fruchtbaren Boden vor.
Aber der Weltuntergang wird nicht kommen, weil irgendein phantasierter
Kalender aus ist. Abgesehen davon, dass es schon helfen würde zu wissen,
dass Kalender nicht aus sein können, sondern per Definition nur Zeit
einteilen. Das ist ungefähr der Impetus den wir haben, dass sich die
Menschen eh gern fürchten können, aber nicht vor Dingen, vor denen man
sich nicht fürchten muss. Aber da fürchten sich wirklich Menschen:
Erwachsene, Kinder, Jugendliche. Die haben tatsächlich Angst davor und
reagieren dann irrational.
Gruber: Also wir haben mit einer bekannten Psychologin im Innenministerium von der Sektenstelle
geredet. Zu der kommen im Moment jeden Tag fünf bis zehn Personen mit
Angst. Also nicht dass die sagen, ich hab da was gehört, da soll was
Gröberes auf uns zu kommen, sondern die tauchen dort bibbernd und
zitternd auf. Da sollt man sich doch mit unserem Schulsystem was
überlegen oder zumindest fragen, welches Weltbild denn zurzeit in
Österreichs Schulen vermittelt wird.
Arbeiten sie, wie im Buch angesprochen auch an Methoden die eigene
Unsterblichkeit herbeizuführen? Der Kampf gegen Irrglauben und Esoterik
wird ja wohl eine normale Lebensspanne überschreiten.
Gruber: Das haben wir schon erreicht, es gibt Bücher von uns,
die liegen in der Nationalbibliothek und solange es die
Nationalbibliothek gibt solange sind wir verewigt. Wir haben zu dritt
den Buchliebling
gewonnen, solange es Wikipedia gibt, solange sind wir dabei. Unser Ziel
ist erreicht. Der Kollege Oberhummer hat viel Forschung betrieben,
manches davon ist glaub ich auch brauchbar, darauf können andere
Kollegen aufbauen. Ich hab einmal ein Kriterium geschaffen, das so
genannte Gruber-Kriterium. Das ist auch in der Wissenschaft eingängig.
Ob jetzt gewisse Witze von den Shows überdauern ...
Puntigam: Das ist nicht mein Ziel. Ich hoff einfach, dass ich
am längsten leb von uns dreien und nach dem Ableben der beiden alle
Science Busters Verwertungsrechte auf mich übergehen. Also ich hab dann
einen Lebensabend in Saus und Braus und damit bin ich dann eigentlich
auch zufrieden. Ich hab also keinerlei Jenseitssehnsucht in mir. Und
natürlich ist es unangenehm zu wissen, dass man alt wird und sterben
muss; das ist klarerweise eine Zumutung seit vielen tausend Jahren.
Gruber: Aber es ist wenigstens sozial gerecht.
Puntigam: Das zum einen und zum anderen, wenn's eine Zeit lang
dahingeht, dann kann man mit dem zufrieden sein, was war und muss sich
nicht damit sehnen in irgendwelchen zeit- und raumlosen Gegenden
irgendwelche Sachen zu machen, oder immer wieder kommen zu müssen, bis
man erlöst ist. Also da ist mir lieber es ist vorbei.
Bis dahin ist aber sich noch etwas Zeit und jetzt sind sie ja bald wieder mit neuen Programm und dem Buch „Gedankenlesen durch Schneckenstreicheln“ im Rabenhof zu sehen – worum geht’s diesmal?
Puntigam: Beim Schneckenstreicheln schauen wir, wie wir auf
einen Gedanken kommen, dann kann man begreifen: wie geht lernen. Wir
locken damit natürlich die Menschen an. Es gibt auch Bestellungen von
Verlagen, die sich hauptsächlich mit Pendeln, Schwingungen und
Energieströmen beschäftigen. Die haben das Buch bestellt, weil darin
eben auch Gedankenlesen vorkommt. Das war auch das Kalkül. Aber in
Wirklichkeit machen wir es wie beim letzten Buch. Wir locken die
Menschen an und dann sperren wir die Tür zu und dann gibt's Physik.
Wie kommen Sie eigentlich zu ihren Themen?
Gruber: Ja, das würde mich auch interessieren.
Oberhummer: Die Science Busters haben sich einen gewissen Ruf,
eine Reputation erworben, ganz einfach Fragen aus dem Alltag zu
beantworten, die man nirgends findet, die in keinem Buch stehen – auch
nicht im Internet.
Puntigam: Da bekommen wir tatsächlich viele Zuschriften – wenn
Menschen zusammensitzen, diskutieren und nicht weiterkommen, dann
bekommen wir ein Email.
Gruber: Wir bekommen aber auch Emails, wo man sagen muss: Freunde, da muss euch echt fad gewesen sein.
Puntigam: Ja, aber das Vertrauen ist groß und ich leite das gerne weiter.
Gruber: Ja, weil wir eh nichts anderes zu tun haben.
Oberhummer: Und solche einfachen Fragen sind dann oft schwer zu beantworten.
Gruber: Übrigens die aktuelle Frage mit der Fliege nehme ich.
Oberhummer: Oh nein, die nehm ich. Nein, passt schon.
Gruber: Aber du weißt eh die Antwort?
Oberhummer: Die Antwort ist: gleich schwer. Aber sag die Frage vielleicht?
Gruber: In einem Jumbojet gibt's eine kleine Fliege. Der
Flieger hat mit der Fliege ein gewisses Gewicht. Dann beginnt die Fliege
zu fliegen. Wird der Jumbojet leichter oder bleibt das Gewicht gleich?
Die Antwort ist einfach: es bleibt gleich, weil die Fliege ja die Luft
nach unten umlenkt und das entspricht genau ... obwohl streng genommen
müsste es allerdings kurz etwas schwerer werden, weil sie ja abhebt.
Puntigam: Dann bitte als Zusatzaufgabe gleich ausrechnen: Wie
viele Fliegen müssten gleichzeitig in einem Jumbojet starten, damit es
messbar zu einem Problem kommt.
Und zu den Zuschriften kommen dann auch noch Ihre Spezialgebiete?
Puntigam: Ja, so ungefähr arbeiten wir. Es gibt die
Spezialgebiete, damit haben wir natürlich auch begonnen. Wir haben uns
ja am Anfang finden und kennen lernen müssen. Und dann interessiert uns
ja grundsätzlich einmal alles. Wir beschäftigen uns selbst mit Esoterik
und Religion, obwohl es dort wirklich nicht viel zu erforschen gibt.
Aber rundherum gibt es da viel zu sagen. Dann gibt es Themen, die sich
einfach dadurch herauskristallisieren, weil man am Leben ist und alle
Sinnesorgane verwendet und merkt, dass sich zunehmend mehr Menschen für
die Tiefsee oder für Hirnforschung oder aktuell die Diagnose Burnout
interessiert.
Gruber: Wir sitzen zusammen und erzählen Martin was uns gerade
interessiert. Martin liest Zeitungen und sammelt einzelne Sachen und
sagt dann: So, jetzt hab ich 16 Punkte. Wir sagen dann was uns gefällt
und wer welchen Punkt übernimmt. Manche Punkte sind auch fad und
interessieren uns nicht, das wird wieder weggestrichen. Heinz und ich
arbeiten dann die übrigen Punkte aus.
Puntigam: Und wenn es in der Erklärung kompliziert ist, dann
müssen wir halt nachher immer etwas Folkloristischeres machen. Dann
brennt meistens etwas ab oder macht Lärm auf der Bühne, damit sich auch
wieder etwas Entspannen kann.
Gruber: Oder der Kollege Oberhummer singt ein nettes Gstanzl.
Das klingt jetzt alles sehr konfliktfrei und harmonisch – wird es auch mal ohne Experimente laut?
Gruber: Es gibt ja schon Theorien, wo man sagt, das könnte man
so oder so interpretieren. Da ist es dann schon so, dass der Kollege
Oberhummer und ich in der Garderobe in den Infight gehen, um das zu
klären – da kann es auch laut werden
.
Oberhummer: Das liegt auch daran, dass Werner Experimentalphysiker ist und ich theoretischer Physiker bin.
Gruber: Und natürlich: Uni gegen TU. Also da gibt es auch
echte Spannungen. Wenn da jemand zuhört … aber ich glaub das kann Martin
besser schildern.
Puntigam: Ich hab mir mittlerweile sagen lassen, dass es nicht
immer so war, war aber am Anfang sehr davon beeindruckt, dass man sich
derartig streiten kann ohne sich langfristig zu zerkrachen. Das kenn ich
aus meinem Genre kaum. Da sind die Eitelkeiten so oberflächlich, dass
wenn man jemanden sagt, er hat einen Unsinn gemacht, dann ist der
angerührt fürs Leben. Aber die beiden Herren, diskutieren das
tatsächlich nahezu bis zur Handgreiflichkeit aus. Und dann ist aber
wieder Ruhe.
Gruber: Es geht um die Wahrheit und das verbindet uns. Wobei
Wahrheit jetzt natürlich ein schwammiger Begriff ist. Aber es geht darum
sagen zu können, damit kann der Heinz leben und damit kann ich leben.
Die Show endet ja immer mit dem Physiker-Witz.
Haben Physiker die besseren Witze oder einfach nur mehr als andere
Wissenschaftsdisziplinen? Und werden Sie in dieses Witze erzählen auch
integriert, Herr Puntigam?
Puntigam: Es ist ja so, dass ich versuche sie zu verstehen und
formal den Mechanismus begreife ich dann oft – wo die Absonderlichkeit
ist und wo die Komik entstehen soll. Aber dadurch, dass ich mathematisch
so schwach auf der Brust bin, mangelt es mir formal natürlich
vollkommen an den Grundlagen da irgendeine Heiterkeit zu empfinden.
Gruber: Wie 99% des Publikums, muss man sagen.
Puntigam: Aber ich bin Zeitzeuge davon gewesen, dass einer dem
anderen einen Witz erzählt und der andere muss lachen. Diese Form der
Heiterkeit existiert tatsächlich.
Gruber: Wir haben aber im Publikum immer ein zwei Leute, die das verstehen.
Oberhummer: Von dreihundert.
Puntigam: Es ist ein bisschen so, wie wenn man beginnt
Englisch besser zu verstehen, dann findet man englische Fernsehserien
plötzlich lustiger als sie tatsächlich sind, weil man sich so wahnsinnig
darüber freut, dass man den Witz verstanden hat. So ungefähr kann man
sich das vorstellen.
Herr Prof. Oberhummer und Herr Prof. Gruber sind auf der Bühne ja immer sehr adrett gekleidet.
Gruber: Danke.
Herr Puntigam, woher nehmen Sie, ihre modische Inspiration? Und warum gerade rosa und nicht etwa türkis oder petrol?
Puntigam: Ich hab im Jahr 2004 begonnen rosa zu tragen. Im
Sommer 2012 war rosa weltweit die Modefarbe. Purpur war ja immer die
Farbe der Kaiser und Kardinäle, bis in die 20er Jahre des 20.
Jahrhunderts. Erst da hat es dann auch gewechselt, dass blau für die
Buben und rosa für Mädchen bestimmt war. Zuvor war das Madonnenblau für
die Mädchen bestimmt und rosa, als das kleine Rot für die Knaben.
Außerdem ist rosa auch die Farbe des Gesamtführenden des Giro d'Italia.
Dieses Pink ist also letztlich wirklich die Farbe der Sieger und die
Art und Weise, wie ich das trage, hat natürlich auch etwas
Avantgardistisches.
Also Sie machen mit diesem Trikot auch ihren Leadership-Anspruch auf der Bühne deutlich?
Puntigam: Genau. Es ist sowieso immer nur eine Frage der Zeit
bis die Leute nachrücken. Man braucht da nicht allzu lang warten. Rosa
findet man auf der Straße mittlerweile überall. Auch den Oberlippenbart
trag ich seit 2006 – auch der hat sich mittlerweile tadellos
durchgesetzt. Und auch bei den nach hinten gekämmten Hannes-Kartnig-Haaren ist es nur eine Frage der Zeit bis sich diese durchsetzen. Ich werd aber auch sehr oft nach der Show auf die Nippel angesprochen. Auch das ist nur eine Frage der Zeit, bis sich die durchsetzen.
Gruber: Aber die hast du ja sogar standardmäßig in einem ganz normalem Geschäft gekauft.
Puntigam: Ja, aber das ist wieder ein bisschen verloren
gegangen. Seinerzeit hab ich die ganz normal bei BIPA gekauft.
Mittlerweile muss man da schon einschlägig einkaufen gehen. Mein Ziel
ist es, dass wenn man in die Trafik geht und eine Zeitung kauft, dann
sollen da an der Budel auch Nippel stehen, damit sich die auch einfach
gleich mitnehmen kann.
Werden die eventuell auch in den Merchandise aufgenommen?
Puntigam: Diese Pläne gibt es auch. Eventuell, dass man das
rosa Trikot gleich inklusive Nippel anbietet. Ich hab gelesen, dass sich
junge Menschen jetzt mehr leisten können. Das ist meine Hoffnung, denn
momentan gibt es eine Diskrepanz. Die Menschen, die sich das Leiberl
leisten könnten – es ist hochwertige Funktionswäsche in Handarbeit
hergestellt, also das kostet schon ein bisschen was – die also das
nötige Einkommen haben, sind noch nicht bereit es im Alltag zu tragen.
Dagegen haben die Menschen, die jung genug sind sich das noch zu trauen,
oft nicht das Einkommen um sich das zu leisten. Jetzt versuche ich den
Preis eh bis zu einer gewissen Grenze runterzutreiben, so dass es bei
Weitem kein Geschäft mehr ist. Aber trotzdem ist der Preis der
Funktionswäsche hoch – an der Herstellung sind ja natürlich auch sehr
viele ForscherInnen beteiligt. Ich hoffe, dass sich das bald trifft.
Dann ist es nur mehr eine Frage der Zeit bis das Publikum rosa ist und
dann kann ich einen Schritt weiter gehen.
Also die Science Busters sind ein wissenschaftlicher, künstlerischer und nicht zuletzt auch ästhetischer Gesamtentwurf?
Puntigam: Die Menschen wollen gern viele Sachen wissen, aber
sie schauen sich auch gerne schöne Sachen an. Das Bedienen wir natürlich
beides.
Gruber: Deshalb sind Heinz und ich auch so gut gekleidet.
Oberhummer: Es kommt natürlich auch auf die Verpackung an,
besonders wenn wir Wissenschaft verkaufen wollen. Obwohl das natürlich
auch so viele Leute interessiert. Es ist ein Märchen, dass
Naturwissenschaften niemanden interessieren. Aber sie sind scheinbar
noch geschädigt von der Schule oder sonstigen Vorträgen und glauben,
dass das unverständlich und uninteressant ist.
Puntigam: Aber wenn man so attraktiv ist, wie wir, dann ist
das anders. Das weiß man ja aus Untersuchungen, dass schöne Menschen
automatisch Erfolg haben, und das machen wir uns zunutze.