Freitag, 27. Dezember 2013

Der trojanische Riegel

Zotter exportiert jetzt nach China. In einer ehemaligen Hemdfabrik in Shanghai entsteht ein Schoko-Laden-Theater nach steirischem Vorbild. Julia Zotter, die Tochter des Chocolatiers Josef Zotter, wird es leiten.

Bild: Zotter
BILD: Zotter

Als Hersteller von Qualitätsschokolade setzt die Zotter Schokoladenmanufaktur durchgehend auf Fairtrade-, Bio-Standards und eine Herstellung von der Bohne bis zum fertigen Produkt (Bean-to-Bar, von der Bohne bis zu Riegel). In einer revitalisierten Fabrikhalle im fernen Shanghai plant man nun neben der eigenen Schokolade auch die damit verbundenen Überzeugungen zu promoten. Aufgrund der dortigen Menschen- und Arbeitsrechtsbedingungen erntet das als bewusst politisch bekannte Familienunternehmen nicht nur Lob. Julia Zotter, die das Mitte Jänner 2014 eröffnende Schoko-Laden-Theater in China leiten wird, klärt uns über die Hintergründe dieser Unternehmung auf.

BIORAMA: Ist die Expansion des Vertriebs auch eine ökonomische Notwendigkeit, um als Premiumhersteller bestehen zu können?
Julia Zotter: Man muss nicht wachsen. Wir sind ein Betrieb mit einem sehr hohen Innovationsanteil, weil wir das gut können und es uns Spaß macht. Dadurch können wir eine einzigartige Vielfalt bieten, die uns auch Chancen auf anderen Märkten eröffnet. Warum sollten wir die nicht wahrnehmen? Uns geht es da weniger um’s nackte Geld, sondern eher darum, unsere Ideen in die Welt hinauszutragen und zu zeigen, dass Nachhaltigkeit nicht unbedingt der Feind wirtschaftlichen Erfolges ist. Wir sind ein österreichisches Unternehmen und das werden wir auch immer bleiben. Natürlich freuen wir uns über die Extra-Auslastung in Bergl (Anm.: Firmensitz, Ortsteil der steirischen Gemeinde Kornberg). Das gibt uns die sichere Basis, um auch weiterhin immer was Neues zu erfinden.

Warum gerade China? Aufgrund der Menschenrechtssituation, der Arbeitsbedingungen und der langen Transportwege gibt es auch Kritik an diesem Schritt.
Die Situation hier ist in vielen Aspekten nicht ideal, aber das heißt ja noch lange nicht, dass wir daran teilnehmen müssen. Wir wollen hier einen Stein ins Rollen bringen oder zumindest mithelfen, ihn anzustoßen. Warum also nicht unsere Prinzipien in ein Land wie China tragen? Außerdem muss sich da jeder selber bei der Nase nehmen und schauen, wie er oder sie sich verhält: Billiggewand, Smartphone, et cetera. Diese Produkte haben mit Fairness sicher nix am Hut, aber da scheint’s den meisten wurscht zu sein. Die Transportwege bleiben natürlich ein Problem. In Zukunft möchten wir soweit es geht auf das Schiff umstellen, zumindest bei den puren Schokos. Im Prinzip muss man sich ja freuen, dass die Leute nachfragen. Wichtig ist, dass wir Zotter sind und bleiben, auch wenn wir nach China gehen.

Wie sieht der chinesische Markt überhaupt aus? Gibt es überhaupt einen Massenmarkt dafür oder läuft Schokolade mehr als Delikatesse?
Schokolade gibt es eigentlich schon eine längere Zeit am chinesischen Markt. Anfänglich war sie etwas ganz Exotisches, aber mittlerweile hat auch China einen breit gestreuten Massenmarkt. Sie hat hier aber immer noch mehr symbolischen Wert, als dass man sie wirklich täglich essen würde. Preislich liegt sie zwischen 1,20 Euro und fünf Euro pro hundert Gramm Schokolade. Bei den Premiumherstellern gibt es hauptsächlich französische und belgische Schokolade, die decken eher den Geschenkbereich ab und sind preislich extrem –  bis zu 25 Euro pro hundert Gramm. Bei vielen Premiumherstellern zieht die Exklusivität, aber weniger der Geschmack oder der Rohstoff.

Wie positioniert ihr euch in diesem Markt? Die Tafel soll zirka sieben Euro kosten. Das ist ja für ein Durchschnittseinkommen noch immer recht teuer.
Ja, das ist viel, aber es ist schwierig, von einem chinesischen Durchschnittseinkommen zu sprechen. Einkommen und auch Ausgaben für die Lebenshaltung variieren sehr stark. Gerade Shanghai ist eine Region, die mit europäischen Verhältnissen vergleichbar ist. Aufgrund von Zöllen und Transport ist es schwierig, günstiger zu sein. Vieles muss aufgrund der Haltbarkeitsgrenzen per Flugzeug transportiert werden. Wir sind auch die erste Schokolade in China, die bio und fairtrade ist. Für eine solche Qualitätsschokolade ist das am chinesischen Markt also ein vertretbarer Preis. Mittelfristig werden wir uns aber bei sechs bis sieben Euro einpendeln. Unser »bio, fair, bean-to-bar«-Hintergrund, unsere Sortenvielfalt, die im Vergleich nicht utopische Preisgestaltung und eben auch noch die begehbare Produktion setzen uns recht deutlich von der großen Konkurrenz ab.

Welchen Stellenwert haben Fairtrade und Bio in China überhaupt?
Vor allem Bio ist in China stark im Kommen. Aktuell ist das aber noch ein minimaler Prozentsatz, doch selbst ein Sprung hin zu einem kleinen Prozentsatz kommt einem riesigen Wachstum gleich. Leider hat das aber nichts mit ethischen Grundsätzen wie Tierschutz oder Artenvielfalt zu tun. Das Konzept Bio ist hier vor allem mit gesundem Lebensstil und Lebensmittelsicherheit verbunden. Wer sich’s leisten kann, setzt auf Bio. Fairtrade als Label ist, glaube ich, ziemlich unbekannt. Generell ist das Konzept eher mit »Entwicklungshilfe« als mit »Partnerschaft auf Augenhöhe« assoziiert. Deswegen wollen wir ja anfangen, hier etwas aufzubauen. Vielleicht finden uns genug Leute toll, die dann hoffentlich unseren Stil der Nachhaltigkeit nachmachen.

Die ursprüngliche Idee war es, einen Onlineshop zu betreiben. Das Projekt ist mittlerweile aber viel größer geworden?
Meine Eltern sind schlussendlich vor einem Jahr nach Shanghai gekommen, um ein paar Grundstücke zu besichtigen. Eigentlich wollten wir maximal die Hälfte des aktuellen Gebäudes mieten. Vor Ort waren meine Eltern dann aber recht beeindruckt von den Räumen. Beide haben sich in die Fabrikshalle und den Huangpu-Fluss, an dem es liegt, verliebt und beschlossen, das gesamte Gebäude anzukaufen. Es gab sofort erste Überlegungen, was man damit machen könnte. Nach und nach entstand die Idee, ein weiteres Schoko-Laden-Theater einzurichten.

Das heißt, es wird ähnlich wie die Zentrale in Bergl sein?
Das Schoko-Laden-Theater-Konzept wird gleich bleiben. Das, was wir jetzt in Shanghai machen, ist eine kompakte Version dessen, was wir in Bergl auch haben. Es gibt sehr viele Verkostungsstationen, aber auf einer kürzeren Strecke. Prinzipiell ist es gleich angelegt, nur dass wir in der Mitte eine Produktionsinsel haben und weniger technisiert sind als in Österreich. Wir können nicht von der Bohne weg arbeiten, dazu wäre die Produktion dann für China zu groß, aber wir können vor Ort auch handgeschöpfte Schokolade herstellen. Mit dem neuen Team wollen wir uns zunächst auf die einfacheren Sachen konzentrieren.

Die Produktion wird aber nach wie vor in der Steiermark bleiben?
Ja genau. Komplett. Ziemlich alle Produkte, die in der Steiermark produziert werden, werden nach Shanghai geschickt. Aber wir haben auch in China eine kleine Produktion von Dingen, die auch in Österreich in Handarbeit hergestellt werden. Das sind zum Beispiel Trüffel-Kugeln oder die Mixing-Bar-Schokoladen, die man eben online selber zusammenstellen kann. Das Rohmaterial kommt aus Österreich, die Endfertigung findet in China statt.

Welche Chancen gibst du dem Schoko-Laden-Theater-Konzept in diesem völlig anderen Kontext?
Die Stadt ist riesig – je nachdem, wen man fragt, hat die Stadt zwischen 23 und 30 Millionen Einwohner – und sehr offen. Die Leute wollen etwas erleben. Gerade bei Familien mit Kindern haben wir bestimmt eine gute Chance, eine Attraktion zu werden – beziehungsweise: bei Familien mit Kind. Das Prinzip der Ein-Kind-Familie führt dazu, dass Eltern mit ihrem Kind etwas Sinnvolles unternehmen wollen, das ihnen nachher vielleicht auch noch weiterhilft, also lehrreich ist. Sie können über Schokolade, Bio und Fairtrade lernen. Sie können Dinge probieren, die sie noch nicht kennen. Also ein ideales Familienausflugsziel. Wir sind eben ganz was Neues am Markt. Deswegen glaube ich, dass das funktionieren wird. Zu uns kommt man, um mehr über Schokolade zu erfahren, sie zu kosten und ein bisschen was von der Welt zu sehen.

Erschienen in Biorama #28 und hier.
 



Freitag, 8. November 2013

Glück ist ein Ministerium

 »Happiness is a warm gun«, sangen die Beatles. Glückseligkeit ist eine Kommission, die sich darum kümmert, weiß man in Bhutan. Geht es nach zwei Kommunikationsdesign-Studierenden der Hochschule Mannheim, soll sich jetzt auch in Deutschland ein Ministerium dem Glück annehmen.


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Mininsterium für Glück und Wohlbefinden. BILD: Daniel Clarens
In den frühen 90ern kam es im Königreich Bhutan zur Vertreibung von ungefähr 100.000 Angehörigen der nepalesischen Minderheit – damals immerhin fast ein Fünftel der Bevölkerung. Erst seit 1998 untersteht der König als Staatsoberhaupt der Autorität des Parlaments. 1999 wurde das Verbot von Internet und Fernsehen aufgehoben. Politische Parteien sind erst seit 2007 erlaubt. Seit den Wahlen zum Unterhaus 2008 kann man von einer Demokratie nach westlichen Standards sprechen.
Es ist also nicht die jüngere Geschichte des Königreichs, die viele Systemkritiker in der westlichen Welt inspiriert. Vielmehr ist es die 1972 vom vierten Drachenkönig Jigme Singye Wangchuck ausgegebene Losung: »Das Bruttonationalglück ist wichtiger als das Bruttonationalprodukt.« Dieser Satz bildet die wirtschaftspolitische Marschroute Bhutans und spiegelt seine buddhistische Kultur und traditionelle Ausrichtung wieder: Wirtschafswachstum muss im Einklang mit kultureller Identität und intakter Umwelt stattfinden, es braucht gutes Regieren und eine gerechte Wirtschaftsentwicklung. Wachstum ist demnach kein Selbstzweck, sondern ein Mittel zum Zweck und dieser heißt: ein erfülltes Leben zu führen.
Überwacht und umgesetzt wird dieses Konzept von der »Kommission für das Bruttonationalglück«. Diese prüft einerseits, wie sich politische Entscheidungen auf das Bruttonationalglück auswirken könnten – ähnlich wie in Europa etwa Umweltverträglichkeitsprüfungen angestellt werden. Andererseits schickt die Kommission in regelmäßigen Abständen Interviewer aus, um das Bruttonationalglück zu erheben. Mit dem Ende letzten Jahres erschienenen Dokumentarfilm »What Happiness Is« kann man sich davon und von Bhutan ein Bild machen.

Die Frage des Glücks 
Ursprünglich aus einer Seminararbeit hervorgegangen, ist das Projekt »Ministerium für Glück und Wohlbefinden« für Daniel Clarens und Gina Schöler, beide studieren Kommunikationsdesign an der Hochschule Mannheim, mittlerweile viel mehr als eine bloße Fingerübung. Inspiriert von Bhutans Kommission für Bruttonationalglück haben die beiden ihre Kampagne gestartet: Ziel dieser ist es, unsere grundlegenden Bedürfnisse wieder ins Zentrum zu rücken und ein Wachstumsparadigma herauszufordern, das sich vom gesellschaftlichen Wohlergehen abgelöst zu haben scheint. Über soziale Netzwerke, in Diskussionsrunden und Filmvorführungen, aber auch in Straßenaktionen thematisieren die beiden die Frage des Glücks und was es denn überhaupt sein könnte. BIORAMA im Gespräch mit Gina Schöler.

BIORAMA: Die österreichische Wirtschaftskammer wirbt mit dem Slogan »Geht’s der Wirtschaft gut, geht’s uns allen gut.« Wie stellt sich für euch der Zusammenhang von persönlichem und gesellschaftlichem Wohlergehen dar?
Gina Schöler: Das ist ein Hammer-Slogan – wenn man ihn umdrehen würde. Die Wirtschaft soll ja immer noch dem Mensch dienen und nicht andersrum. Das sollte das Ziel von wirtschaftlichem Handeln sein. Wenn die Grundvoraussetzungen für ein gutes Leben gegeben sind, geht es uns allen besser. Das gesellschaftliche hat dann auch auf das persönliche Glück unmittelbare Auswirkung. Andersrum gilt das natürlich auch: Ich kann bei mir im Alltag beginnen und so mich und mein unmittelbares Umfeld glücklich(er) machen. Wenn das jeder täte, hätte das dann auch Auswirkungen auf das gesellschaftliche Wohl. Aber das wäre wiederum nicht nachhaltig und langanhaltend, wenn die generellen Rahmen­bedingungen nicht stimmen.

Inwieweit lässt sich ein Konzept wie Bruttonationalglück, das stark in einem buddhistischen Kontext verwurzelt ist, auf Deutschland übertragen?
Natürlich kann man das bhutanische Bruttonationalglück nicht 1:1 hier in Deutschland übernehmen. Die Frage ist ja letztendlich nur, ob das Bruttoinlandsprodukt der alleinige Faktor zur Wohlstands- bzw. Wohlbefindensmessung unserer Nation sein kann. Deswegen plädieren wir für unser Bruttonationalglück, denn so stünden nämlich auch ganz andere Werte und Wünsche im Vordergrund, und unser Wohlbefinden würde nicht radikal auf das wirtschaftliche Wachstum reduziert werden.

Einer der Schwerpunkte eurer Kritik scheint mir auf Konsum und Profitmacherei zu liegen. Greift eine bloße Kritik des Wirtschaftssystems nicht zu kurz?
Ein Teil unserer Kampagne besteht aus der Frage, was die Menschen wirklich glücklich macht. Wenn man den Leuten diese Frage stellt, bekommt man zum Glück ganz selten der dicke Porsche oder die neueste Handtasche als Antwort. Und genau hier knüpfen wir an: Denn es sind nicht die materiellen Dinge, die wir brauchen, um ein gutes und erfülltes Leben zu führen. Wir sollten uns wieder mehr auf uns und unser Miteinander konzentrieren, in Menschlichkeit und Freundschaft investieren und unsere kostbare Zeit anders nutzen als von einem Kaufhaus zum anderen zu hetzen, um uns kurzfristig glücklich zu konsumieren. Es wäre daher auch wünschenswert, dass das politische System sich wieder etwas mehr auf das Wohlergehen der Bürger und nicht auf das finanzielle Wohl der Unternehmen konzentriert. Ein Beispiel hierfür wären eben regelmäßige und ausführliche Glücksumfragen, welche auch ein guter Weg zu mehr direkter Demokratie wären.

Es gibt ja auch durchaus Menschen, die behaupten würden, dass Staat und Staatlichkeit dem Glück diametral entgegenstehen. Ist ein Ministerium für Glück nicht sogar kontraproduktiv?
Hier geht es in keinster Weise darum, die Menschen zwangszubeglücken. Das Ministerium für Glück und Wohlbefinden wäre garantiert nicht dafür zuständig, dass alle permanent glücklich und grinsend durch die Gegend laufen, das wäre ja schrecklich. Hier geht es auch nicht darum, Verantwortung für das eigene, persönliche Glück abzugeben und jemand anderen dafür zuständig zu machen. Es geht darum, auch in der Politik den Fokus neu zu setzen, die richtigen Rahmenbedingungen zu schaffen. Das Ministerium für Glück und Wohlbefinden würde hier als Impuls- und Ideengeber dienen, in engem Kontakt mit der Bevölkerung stehen und die Bedürfnisse ausloten, diese an die Regierung und all die anderen Ministerien weitergeben und andersrum Entscheidungen von oben gegenchecken, ob diese mit unserem Wohlbefinden kompatibel sind.

Es gibt ja den Satz: »Drei Leute mit einer guten Idee können mehr erreichen als Zehntausend auf der Straße.« Könnte man damit die Idee hinter eurem Projekt beschreiben?
Das könnte zutreffen – wobei »Zehntausend auf der Straße« auch etwas erreichen können, wenn man sich die aktuelle politische Lage in manchen Teilen der Welt anschaut. Aber auf uns bezogen kann man durchaus sagen, dass wir allein durch die Idee an sich, ein Ministerium für Glück und Wohlbefinden zu gründen, viel Wirbel gemacht und viel Aufmerksamkeit auf dieses Thema gelenkt haben. Dass wir das Ganze nebenher auch noch visuell ausarbeiten und grafisch zugänglich machen, scheint in den Hintergrund gerückt zu sein. Das ist aber auch definitiv okay so. Das Design und die Kommunikation nach außen transportieren die Idee, und so sollte es ja auch sein.


Wie schätzt ihr die Wirksamkeit eurer Kampagne ein? Sind Demos denn nicht noch immer effektiver als experimentelle Straßenaktionen?
Demos sind groß und laut, sicher auch kurzzeitig sehr medienwirksam. Das würde aber weder zu uns noch zu dieser Idee passen. Wir haben uns für eine dezentere und vielleicht zurückhaltendere Variante der Kommunikation entschieden. Wir möchten keine trockenen Glücks- oder Politikdiskussionen führen, wir möchten zum Nachdenken, Diskutieren, zum Mitmachen und natürlich auch zum Lächeln anregen. Und wie erreicht man das? Indem man die Menschen behutsam und freundlich einlädt, sich mit diesem Thema zu beschäftigen. Da hat sich herauskristallisiert, dass Straßenaktionen oder auch Werbematerial der etwas anderen Art die Leute faszinieren kann und sie neugierig macht.

Wenngleich das Programm von Blockupy deutlich konkreter ist, geht es doch auch dabei um ein besseres Leben. In der konkreten Ausdrucksform unterscheidet sich das natürlich deutlich von eurer Kampagne. Erkennt ihr dabei Parallelen zu eurem Projekt?
Ich sehe hier auf den ersten Blick keinen wirklichen Zusammenhang. Wir demonstrieren nicht gegen etwas, wir kommunizieren im Untergrund, stellen Fragen, sind im Dialog mit den Bürgern und machen auch oft spielerisch auf das Thema aufmerksam: Was macht euch glücklich? Was ist denn das gute Leben überhaupt und wie können wir es erreichen? Was muss grundsätzlich überdacht und geändert werden? Von uns – aber auch natürlich von der Politik. Die Menschen sollen durch unsere Aktionen aufwachen, aus dem Alltag gerissen werden, nachdenken und mitdiskutieren – und dabei nebenher auch noch Spaß haben.

Was steht noch weiteres an und wie läuft euer Projekt mittlerweile?
Ganz aktuell haben wir uns persönlich einen kleinen Terminstopp auferlegt – denn das Abgabedatum rückt näher und wir müssen noch die eigentliche Dokumentation unserer Kampagne verfassen und gestalten. Daniel wird dies in Form eines Films tun, ich werde mich an ein Buch setzen. Der Bedarf und das Interesse an Glück beziehungsweise an einem Ministerium dafür sind riesig. Feedback und Nachfrage sind enorm. Immer wieder tun sich neue Ideen und Kooperationsmöglichkeiten auf. Unser Projekt läuft gerade so wunderbar, weshalb es auch nach unserer offiziellen Abgabe weitergehen wird. Wir loten gerade aus, wie und in welcher Konstellation das geschehen kann und sind für jeden Input dankbar.
 
 www.ministeriumfuerglueck.de



Erschienen in Biorama #26 und hier.