Mittwoch, 20. Juni 2012

500 Uni-Lehrende für 4500 Kinder

Im Juli startet in Wien wieder die Kinderuni, mittlerweile eine Veranstaltung für Tausende interessierter Kinder.

Am Anfang waren wir ein ganz kleines Team, das sich zum Ziel gesetzt hatte, die Universität zu öffnen und ein Stück eltern- und kinderfreundlicher zu machen, Kindern Bildungsmöglichkeiten zu zeigen und für Wissenschaft zu begeistern – besonders auch Kinder, die in einem bildungsfernen Umfeld aufwachsen. Es war als Projekt für hundert Kinder geplant, tatsächlich kamen tausend“, erzählt Karoline Iber, Geschäftsführerin des Kinderbüros der Universität Wien über die Entwicklung der Kinderuni.

Zum zehnten Mal findet die Kinderuni heuer statt. Mittlerweile beteiligen sich auch die Technische Universität, die medizinische Universität, die Universität für Bodenkultur und die Veterinärmedizinische Universität an dem Projekt. Dementsprechend ist das Programmangebot so groß wie nie: Insgesamt werden von mehr als 500 Lehrenden 468 Lehrveranstaltungen für 4500 Kinder im Alter zwischen sieben und zwölf Jahren abgehalten. Ein Betreuungsverhältnis, das sich wohl auch reguläre Studierende wünschen. Das Angebot reicht dabei von Workshops für zehn bis 25 Kinder bis hin zu Vorlesungen mit bis zu 400 Kindern. Dabei finden sich alle erdenklichen Angebote von Architektur über Mathematik bis hin zur Zahnmedizin.

Die Kinderuni ist aber nicht nur auf zwei Wochen Mitte Juli und Wiener Universitäten beschränkt.

Seit bereits sechs Jahren ist die Kinderuni auch auf Tour und macht mit dem mobilen Hörsaal nicht nur in Schulen in Niederösterreich und im Burgenland Halt. Auch in Parks werden in Zusammenarbeit mit Jugendzentren und Parkbetreuungen Veranstaltungen organisiert.

So können auch Kinder erreicht werden, die sonst nicht in Kontakt mit der Universität kommen würden. Die Einbeziehung aller Kinder unabhängig von sozialer Herkunft soll auch an der Kinderuni selbst sichergestellt werden. Das Kinderbüro arbeitet mit Jugendorganisationen sowie religiösen und kulturellen Einrichtungen zusammen und bietet mehrsprachiges Informationsmaterial an.

Ergänzt wird dies durch das Kinderuni- Tagesticket, erklärt Karoline Iber: „Wir kooperieren mit sozialpädagogischen Einrichtungen, Flüchtlingshäusern und vielen Kultureinrichtungen, um Kinder aus sozial benachteiligtem Umfeld anzusprechen. Auch heuer wieder vergeben wir 300 Tagestickets an Kinder, die in Armut leben oder von Armut bedroht sind.“

Dieses durch Spenden finanzierte Modell ermöglicht eine ganztägige Teilnahme an der Kinderuni. Davon werden der Transport, die Verpflegung und die Betreuung finanziert. Die Teilnahme an den Lehrveranstaltungen der Kinderuni ist kostenlos.

Karoline Iber, Geschäftsführerin des Kinderbüros der Universität Wien: „Wir kooperieren mit sozialpädagogischen Einrichtungen, Flüchtlingshäusern und vielen Kultureinrichtungen, um Kinder aus sozial benachteiligtem Umfeld anzusprechen.“


Erschienen in Falter Heureka - Ausgabe: Kinder und die Wissenschaft (3/12)

Umweltzerstörung als Ergebnis des Klimaschutzes

So, wie der Klimaschutz betrieben wird, zerstört er mehr Natur.
Überlegungen zur „green economy“ oder zum „green new deal“ erfahren vermehrt Aufmerksamkeit. Der damit angestrebte ökologische Umbau der Wirtschaft wird dabei nicht nur von Befürwortern erneuerbarer Energien vorangetrieben. Auch bereits etablierte Energieversorger und Technologieentwickler wollen bei diesem Umbau dabei sein.
„Green energy“ meint dabei oft nicht mehr als nicht fossile Energieträger. In Broschüren der Europäischen Kommission wird so auch Atomenergie als nachhaltig gehandelt.
Es ist also noch keineswegs sicher, welche Akteure als „green“ anerkannt sind und Teil dieser Bestrebungen werden können bzw. wie sehr diese die globale Wirtschaft tatsächlich verändern können.
Weniger vage sind dagegen die ersten erkennbaren Auswirkungen dieses Wandels. Ulrich Eichelmann von der NGO Riverwatch hält dazu fest: „So wie der Klimaschutz betrieben wird, zerstört er mehr Natur und vernichtet mehr Arten als der Klimawandel.“
Der Bau riesiger Staudämme vernichtet Lebensräume, und die Biospritproduktion führt zur Rodung der Regenwälder. Beide tragen genau wie der Emissionshandel dazu bei, dass vorherrschende Konsummodelle beibehalten und sogar ausgebaut werden können. Weder Umwelt noch Klima werden so geschützt. Ein grundlegender Wandel im wirtschaftlichen Handeln und damit im Umgang mit der Natur bleibt aus, auch wenn neue Technologien und Absatzmärkte entstehen.
„Man darf sich nicht darüber hinwegtäuschen lassen, dass es sich um eine kapitalistische Restrukturierung handelt. Es ist ein Neoliberalismus mit grünem Anstrich. Besonders problematisch ist, dass dieses Label „green“ auch die eigentlich Wohlmeinenden mitnimmt“, erklärt Ulrich Brand, Politikwissenschafter an der Universität Wien.
Was es wirklich brauchen würde, so Brand weiter, wäre eine demokratische Gestaltung des Umgangs mit Natur. Der Einsatz von Ressourcen solle durch gleichberechtigte Entscheidungen bestimmt und nicht durch die Märkte oder Bürokratien diktiert werden.

Erschienen in Falter Heureka - Ausgabe: Kinder und die Wissenschaft (3/12)